Auch in diesem Jahr hat der Bundesverband SchienenNahverkehr nach Fulda zu einer Konferenz für die ganze Branche eingeladen. mobifair war wieder dabei und hat die Vorträge und Diskussionen aufmerksam verfolgt und viele Gespräche geführt. Von besonderem Interesse war dabei natürlich der Block zum Thema „Fachkräfte für die Schienenbranche“.
Überall fehlt qualifiziertes Personal und die Situation wird sich durch den demographischen Wandel in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen. Diese Erkenntnis ist in der Branche längst angekommen, aber nach wie vor wird nach Lösungen gesucht. Matthias Rohrmann, Präsident des EU Sozialen Dialogs Eisenbahn und Geschäftsführer des AGV MOVE, stellte mehrere europäische Projekte zur Personalgewinnung und -Bindung vor. Von besonderer Bedeutung ist das Thema Ausbildung. Auch im europäischen Ausland wird Personal händeringend gesucht, weshalb eine internationale Rekrutierung unvermeidbar werde. Bei DB Regio war laut Personalvorständin Ulrike Haber-Schilling 2023 ein Rekordjahr der Personalgewinnung. Dennoch reiche dies nicht aus, insbesondere im Bereich des operativen Personals. Weitere Beispiele, wie gemeinsame Ausbildungskurse mehrerer Eisenbahnverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen, wurde genannt.
Aus Sicht von mobifair reicht das aber noch längst nicht aus. Durch dubiose Ausbildungsunternehmen mit schlechter Ausbildung werden potentielle Bewerber eher aus der Branche getrieben, statt sie an die Hand zu nehmen und ihnen die Berufe wirklich gut zu vermitteln. Auch die Attraktivität der Beschäftigung in der Branche muss verbessert werden. Dazu gehört als wesentliches Kriterium, dass die Kolleginnen und Kollegen auf den Zügen und in den Bahnhöfen besser gegen Übergriffe und Beleidigungen geschützt werden müssen. Obligatorisch muss auch ein umfassender Schutz vor den negativen Folgen des Wettbewerbs (Stichwort: Personalübernahme bei Betreiberwechsel) sein und allgemein verbesserte Beschäftigungsbedingungen.
Weitere Themen der Konferenz waren Ansätze zu mehr Sicherheit in den Zügen in Nordrhein-Westfalen, die – teilweise holprigen – Erfahrungen mit der Einführung von batterieelektrischen Fahrzeugen in Schleswig-Holstein, Nachhaltigkeit im Wettbewerb und die unzureichende Finanzierung des SPNV über Regionalisierungsmittel. Hierzu zeigte Astrid Klug vom Mobilitätsministerium des Saarlandes auf, dass trotz der 2022 erfolgten Erhöhung der Regionalisierungsmittel die Kosten wegen massiver Preissteigerungen deutlich über den Einnahmen liegen werden. Diese Finanzierungslücke stellt eine Gefahr für die Verkehrswende dar. Entweder werden Leistungen abbestellt oder es wird an anderen Stellen gespart, z.B. bei den Beschäftigten. Aus Sicht von mobifair muss dies unbedingt verhindert werden.