Das Thema „Ausbildung von Lokführern“ findet zunehmend Einzug in die journalistische Berichterstattung und erreicht somit die öffentliche Aufmerksamkeit. So geschehen, am Dienstag, den 16. Mai, bei frontal, dem investigativen Magazin des ZDF. In einen Bericht mit dem Titel: „Umschulung zum Lokführer – Kritik an Quereinsteiger-Ausbildung“ informierte der Beitrag über Recherchen im Tätigkeitsbereich der Ausbildungsschulen.
Fehlende Kontrolle und Sicherheit
Die ausgestrahlten Ergebnisse bestätigen die mobifair-Kritik. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) vernachlässigt nach mobifair-Meinung seine Kontrollpflicht hinsichtlich der unzähligen vom EBA selbst zugelassenen Ausbildungsschulen und trägt somit eine Mitschuld, wenn mangelhaft qualifizierte Lokführer unsicher unterwegs sind.
Die Bundesagentur für Arbeit sorgt mit der großzügigen Verteilung von Fördermitteln (Bildungsgutscheine im Wert von rund 30.000 Euro pro Ausbildungsteilnehmer) dafür, dass die Geschäftsmodelle mancher Bildungsträger „Mal-eben-schnell-Lokführer-ausbilden“, einträglich funktioniert. Ausgaben in zweistelliger Millionenhöhe sind hierbei im Jahr keine Seltenheit. Mindestens die Hälfte dieser Ausgaben verfehlen ihre Bestimmung – erfolgreich ausgebildete Lokführer mit entsprechendem Arbeitsvertrag bleiben oft aus.
mobifair fordert, dass Fördergelder nur diejenigen Bildungsträger erreichen sollen, die nachweislich Lokführer im dualen System ausbilden.
Ein Anzeichen für die Gefahren mangelhafter Lokführer-Ausbildung zeigt die steigende Anzahl von Vorbeifahrten an haltzeigenden Signalen. Die TU Dresden bestätigt mobifair-Rechercheergebnisse. Die hohe Zahl wird verursacht durch mangelhafte Ausbildung, Unaufmerksamkeit sowie aufgrund von Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz.
mobifair fordert eine Evaluierung des Systems der Ausbildung zum Lokführer. Hierbei geht es um qualitativ hochwertige Ansprüche an Eignung und Befähigung, gleiche Standards durch einen für alle Bildungsträger gültigen Rahmenlehrplan, sowie eine zentrale Prüfungsdatenbank und schließlich um eine finale Abnahmeprüfung durch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts (bspw. Industrie- und Handelskammer (IHK)).
Die über 350 vom EBA zugelassenen Prüfer und Prüfungsorganisationen sind leider kein Garant für eine hohe Prüfungsqualität und aktuell nicht ausreichend kontrollierbar. Hiermit muss Schluss sein. Der Königsweg der Ausbildung zum Lokführer muss der duale Ausbildungsberuf „Eisenbahner im Betriebsdienst – Fachrichtung Lokführer und Transport“ bleiben, beziehungsweise wieder werden.
Mit Spannung erwartet
Nach der Ausstrahlung des frontal-Beitrags, ist mobifair gespannt, wie die Behörden auf die ins allgemeine Bewusstsein gerückten Missstände reagieren werden. Für den gemeinnützigen Verein steht derweil bereits fest, dass an dem aktuellen System der Ausbildung zum Lokführer, mit rund 120 vom EBA zugelassenen und kaum kontrollierten Bildungsträgern, nicht festgehalten werden darf.
Die Eisenbahn ist das sicherste Verkehrsmittel im deutschen Alltag. Diese Sicherheit sieht mobifair gefährdet. Es muss schnell gehandelt werden.