18. Januar 2013 – „Es gibt keine klar geregelte Ausbildung und keine umfassenden Kontrollen über Qualifikationen für Lokführer“, bemängelt mobifair-Geschäftsführer Helmut Diener. Vermehrt tauchen seinen Aussagen zufolge zudem so genannte „selbstständige“ Lokführer auf dem Markt auf. „Graue Lokführer“ nennt sie Diener. „Sie fahren meist auf eigene Rechnung, ignorieren geltende Arbeitszeitregelungen und haben fragwürdige Qualifikationen“.
Das Berufsbild Lokführer werde immer mehr aufgeweicht. „Aus dem Traumberuf Lokführer wird ein Schmuddelberuf, wenn nicht endlich erkannt wird, dass nur jemand mit solider Ausbildung etwas auf der Lok zu suchen hat, der nicht nur jobbt, sondern sicher und zuverlässig unterwegs ist.“ Eisenbahnunternehmen und Bildungsträger machen Dauer und Qualität der Ausbildung unter sich aus, kritisiert mobifair. Lokführer im Schnelldurchgang könne man schon innerhalb von sechs Monaten werden. Eine Reihe von Ausbildungsunternehmen mache scheinbar Kasse mit den Bildungsgutscheinen der Bundesagentur für Arbeit. „Da geht es nur ums Abkassieren, nicht darum, fundierten Unterricht zu erteilen“, sagt Diener. Die Ausbildung im Lokführerbereich sei samt Inhalten dringend einheitlich zu regeln. Prüfungen sollten von einer vom Eisenbahnunternehmen unabhängigen Institution abgenommen werden, wie zum Beispiel der IHK. Einen Führerschein für ein Moped zu bekommen sei schwieriger als für eine Lok, so Diener. mobifair untersucht derzeit die Ausbildungsmethoden von verschiedenen Schulen am Markt. Dabei könne jetzt schon festgestellt werden, dass nicht alle Schulen, die eine Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes haben, auch überzeugen.
Um insbesondere auch im grenzüberschreitenden Schienenverkehr dem Wildwuchs auf dem Markt Einhalt zu gebieten, sei die Einführung einer digitalen Fahrerkarte, wie sie im Bus- oder Lkw-Verkehr üblich ist, unbedingt notwendig. Auf einer solchen personifizierten Chipkarte sollen nicht nur Fahrberechtigungen wie der Triebfahrzeugführerschein oder zusätzliche Qualifikationen gespeichert werden, auch die Fahrt- und Ruhezeiten würden registriert. „Damit gäbe es endlich ein Kontrollinstrument, um Verstöße festzustellen“, meint Helmut Diener. Überlange Fahrtzeiten seien besonders im Güterverkehr zunehmend üblich und damit ein bedenklicher Risikofaktor für die Sicherheit auf der Schiene. Nach Recherchen von mobifair gibt es Eisenbahnverkehrsunternehmen, in denen Lokführer als “ Weichei“ beschimpft werden, wenn sie nicht mindestens 18 Stunden Einsatz vorweisen können.
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