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Guter Nahverkehr hat seinen Preis!

In verschiedenen Bundesländern werden derzeit die Fehler bei der Organisation des Schienenpersonennahverkehrs deutlich. Neben Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg ist es NRW, in dem sich mit Abellio und Keolis zwei große Player vom deutschen Markt verabschieden wollen.

Überraschend ist das nicht. Über Jahre hinweg wurde der SPNV von den Bestellern in einen harten Wettbewerb getrieben, bei dem ausschließlich der Preis die ausschlaggebende Rolle spielte. Dabei wurden zum Schluss die Verträge so seziert, dass nur noch der reine Fahrbetrieb übriggeblieben ist. Früher war eine Eisenbahn auch für die Fahrzeuge selbst und die Instandhaltung, sowie den Service rund um und in den Zügen zuständig. Heute will man nun reine Lohnkutscher. Wenn diese dann noch wie so oft, mit viel zu wenig Personal kalkulieren und sich von Subunternehmen zur Bereitstellung von Lokführern und Kundenbetreuern im Zug abhängig machen, bleibt nicht mehr viel übrig, was ein solches Unternehmen mit den Eisenbahnen der 1990er oder 2000er Jahre zu tun hat.

Diese Art von Wettbewerb ist falsch und Wettbewerbsfetischismus gehört nicht in dieses komplexe System, denn Fehlentscheidungen zeigen ihre gravierenden Auswirkungen erst Jahre später. Wenn Verbände wie PRO BAHN NRW nun davor warnen, dass die DB Regio AG wieder mehr Marktanteile gewinnen könnte, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Man sollte froh darüber sein, dass der Zugverkehr nicht stehen bleibt und die Eisenbahnen inklusive DB Regio AG überlegen, wie sie den Scherbenhaufen zusammenfegen können. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass nicht mehr ein möglichst verlässlicher und zukunftsorientierter Nahverkehr auf der Schiene im Vordergrund steht, sondern der Wettbewerb am wichtigsten ist.

Doch der Wettbewerb von einer Hand voll europäischer Staatsbahnen gegenüber 30 Aufgabenträgern ist kein wirklicher Wettbewerb. Diejenigen, um die es wirklich gehen sollte sind die Reisenden. Die bleiben dabei aber außen vor. Das sollte gerade ein Verband wie PRO BAHN erkennen. Hinzu kommt, dass die immer härter werdenden Arbeitsbedingungen durch den starken Preisdruck in den Verträgen viele Beschäftigte aus der Branche getrieben haben. Die Personalnot ist somit hausgemacht und ein großes Problem. Die offensichtlich zu gering kalkulierten Kostenentwicklungen wurden von den Aufgabenträgern missachtet und führen nun in den Marktausstieg von sogenannten Privatbahnen wie den Töchtern der französischen und niederländischen Staatsbahnen. Aus diesem Dilemma sollten wir erkennen, dass Qualität ihren Preis hat.

Dirk Schlömer, Vorstand des Vereins mobifair, der sich für einen fairen Wettbewerb in der Mobilitätsbranche einsetzt, erklärt dazu: „Warnsignale aus der Branche, dass wir mit dem aktuellen Preiswettbewerb auf dem falschen Gleis unterwegs sind, gibt es schon lange. Der Ausweg wird nicht darin liegen, jetzt die Geschwindigkeit zu erhöhen! Wollen wir wirklich eine Verkehrswende um Klimaneutralität zu erreichen, dann müssen wir jetzt die Weichen stellen für mehr Qualität und robuste Verkehrsverträge, die für Reisende, Beschäftigte, Eisenbahnen und Aufgabenträger gleichermaßen passen.“