mobifair hat wieder Post aus Litauen bekommen. Diesmal von „Kristina“. Dahinter steckt die Personalvermittlung hirelabas mit Sitz in Berlin. Das ist eine Zeitarbeitsfirma, die sich speziell auf das Verleihen von Personal aus Osteuropa spezialisiert hat. Ja, die dürfen das. Leider, sie bieten Menschen an. „Kristina“ wirbt vor allem mit Arbeitskräften aus Litauen. Wie auf der Homepage von hirelabas zu lesen ist, sind Litauer „belastbar und können sich verschiedenen Bedingungen anpassen“. Das klingt wie moderner Sklavenhandel, nicht wie die Vermittlung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. „Kristina“ nennt noch weitere Vorteile: „Feste Kosten, keine weiteren Abgaben (Sozialabgaben, Krankenversicherung, Krankengeld, Urlaubs- Weihnachtsgeld etc.) Alle Kosten sind inbegriffen“.
Wie sind solche Machenschaften möglich? Die aktuell noch gültige Entsenderichtlinie lässt es zu, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in anderen EU-Ländern zu Minimalstandards beschäftigt und die Sozialabgaben im Herkunftsland entrichtet werden können.
Es wird zwar der deutsche Mindestlohn von 9,35 Euro bezahlt, allerdings liegen die Sozialabgaben in Deutschland bei 35% und in Litauen bei nur 10%. Die Reisekosten nach Deutschland und zurück in die Heimat, sowie die Unterbringungskosten, werden den Arbeitnehmern zum Teil zu überhöhten Preisen, von dem bereits niedrigen Lohn, abgezogen. Hinzu kommt, dass nach einer gewissen Zeit in Deutschland, eine Ausreise erfolgen muss. Da folgt die nächste Abzocke, denn in dieser „Pause“ der Entsendung bekommen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überhaupt keinen Lohn. Die Behauptung, dass die Menschen fern der Heimat einen höheren Lohn erhalten und etwas davon haben, ist völlig falsch. Sie werden ausgenutzt. Das ist die Realität.
Ab Mitte des Jahres muss eine neue EU Entsenderichtlinie in Deutschland umgesetzt sein. Sie schreibt vor, dass künftig nicht nur der deutsche Mindestlohn von 9,35 Euro, sondern bei allgemeinverbindlichen Tarifverträgen auch der jeweilige Tariflohn zu zahlen ist. Die Kosten für die Entsendung selbst, also Reisekosten und zusätzliche Aufwendungen der Entsendung (welche auch immer das sind) dürfen dann nicht mehr auf den Lohn angerechnet werden. Das klingt positiv und würde die Lohnunterschiede mindern. Aber es gibt einen Haken.
Die Gewerkschaften sind mit Recht stolz darauf, mit der neuen Entsenderichtlinie mehr Gerechtigkeit geschaffen zu haben. Vieles bleibt jedoch noch offen. Die deutsche Umsetzung bleibt weit hinter den Möglichkeiten der neuen EU Richtlinie zurück. Wenn es keine allgemeinverbindlichen Tarifverträge gibt, dann greift wieder der Mindestlohn. Repräsentative Tarifverträge ohne diese Anerkennung oder regionale Tarifverträge bleiben außen vor. Die Möglichkeiten des EU Rechts sind weitgreifender. Somit ist in Deutschland Lohndumping weiter vorprogrammiert. Personalvermittlung – „Kristina“ lässt grüßen.
mobifair meint, eine „Kristina“ brauchen wir nicht, hirelabas und ähnliche Agenturen auch nicht. Gute Ausbildung, faire Beschäftigungsbedingungen und fairer Umgang mit Menschen ist der Schlüssel. Verleiher verdienen mehr an den Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeitern, als die Menschen selbst, die fernab ihrer Heimat versuchen ihre Familien zu ernähren.
„Kristina“, es war nett von dir zu hören. Du hast in Erinnerung gerufen, wie es draußen so abläuft. Das nächste Mal kannst du gerne bei mobifair direkt anrufen, dann sagen wir dir, was wir von deinem Umgang mit Menschen halten.