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Lokführer Manfred aus NRW

„Es ist doch unsere Arbeit“, teilt uns enttäuscht ein Lokführer aus NRW mit und zeigt uns ein Foto auf seinem Handy von zwei Lokführern mit Rucksäcken und Koffern, die auf eine DB-Lok steigen. Es ist Manfred* aus NRW, der uns seine Geschichte erzählt. Manfred selbst hat Angst, dass er wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit muss und Sorge, die Rückzahlung des Darlehens für sein Haus nicht leisten zu können. Er ist zudem verärgert, dass er ständig Lokführer trifft, die er gar nicht als Kollegen kennt und die ihm scheinbar aus dem Weg gehen.

Manfred ist nun schon über 30 Jahren mit Stolz Lokführer bei DB Cargo und hat schon Vieles erlebt. Mal zu viel Personal, wo man an anderer Stelle gerne mal ausgeholfen hat, mal zu wenig Personal, wo die eine oder andere Überstunde selbstverständlich zusätzlich erbracht wurde. Doch nun erlebt man so einen richtigen „Arbeitsklau durch diese Verleihfirmen“, wie Manfred die Besetzung „seiner Loks“ mit fremdem Personal durch sogenannte Personaldienstleister nennt. „Die nehmen einem die Lok unterm Hintern weg“, betonte er mehrmals.

Lokführer Manfred erfährt aus der Zeitung und von seinen Kumpels aus der Nachbarschaft von der Absicht, dass in den Stahlkonzernen bald Kurzarbeit angeordnet wird. Die Automobilindustrie liegt schon brach und das Fernsehen berichtet von einem Lkw-Stau nach dem anderen. Das sind tolle Zukunftsaussichten, berichtet er ängstlich. Vor allem wenn man sich als gestandener Lokführer vom „eigenen Laden“ auf die „Reservebank“ versetzt fühlt. „Wir füllen nur noch Lücken“, stellt Manfred fest. „Teilweise fahren wir für teures Geld mit dem Taxi durch die Gegend, um einen Zug zu übernehmen, welchen wir nicht mal zu Gesicht bekommen. Da sitzt schon wieder ein Anderer drauf und so fahren wir wieder heim“. Dafür werden wir von den Medien als „unproduktiv“ dargestellt. Ich sage dazu als „faul beschimpft“. Ob diese Lokführer auch Kollegen sind, weiß ich nicht. Man kennt sie nicht und die gehen uns auch aus dem Weg. Sie sind da und schnell wieder weg. Mit unserer Arbeit. Wenn das sinnvoll ist, dann ist das wohl ein Grund, warum wir als DB Cargo nicht so gut dastehen. Vor allem auch eine Ursache dafür, dass es mit der Wertschätzung des eigenen Personals nicht so weit her sein kann. „Schade, war mal eine tolle Bude, diese DB“.

Manfreds Wahrnehmung soll der Einstieg sein. Erzählt uns kurz eure Erlebnisse über falsche Einsatzplanungen, Begegnungen mit Lokführern von Personaldienstleistern, über falsche Eintragungen in den Übergabebüchern auf den Loks, über Feststellungen von viel zu engen Fahrzeiten. Natürlich auch über positive Erlebnisse, über Hilfsbereitschaft und Kollegialität.

Letztendlich geht es darum gute Beschäftigungsbedingungen zu schützen und diese „Wanderarbeit“ der Lokführer in der Branche zu stoppen. Wir meinen, dass man in dem Unternehmen, das für den Transport die Verantwortung trägt, auch direkt als Lokführer beschäftigt sein muss. Das wird sicher das Unternehmen sein, welches auch die Trasse bestellt.

Schütze deine Arbeit

 

*Vollständiger Name ist der Redaktion bekannt