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Sittenwidrige Arbeitsbedingungen

5. Juni 2012 – Tägliche Arbeitszeit: 12 Stunden, Pausen: Keine, Arbeitstempo: Stets im Laufschritt, Verdienst: weniger als vier Euro die Stunde – die Rede ist hier nicht von asiatischen Ausbeuterbetrieben, es geht um Beschäftigte in Kurierunternehmen in Deutschland.

Günter Wallraff hat die Arbeitsbedingungen zum Beispiel bei GLS hautnah zu spüren bekommen. Der Enthüllungsjournalist war mit Paketfahrern auf ihrer täglichen Tour unterwegs und zieht den Schluss, dass jedem, der diesen Job länger ausübt, größter Respekt gezollt werden muss. Körperliche Schwerarbeit, tägliche Hetzerei ohne Pause, unbezahlte Überstunden sind nach seinen Recherchen an der Tagesordnung.

Unternehmen der Paketzustellerbranche stehen schon seit längerem in dem Ruf, Arbeitsschutz und Arbeitnehmerrechte gerne mal zu ignorieren. „Das Prinzip ist immer das Gleiche“, erläutert mobifair-Geschäftsführer Helmut Diener. „Die Firmen stehlen sich aus der Verantwortung, indem sie Sub-Unternehmen beauftragen. Die wiederum vergeben die Aufträge weiter an andere Firmen oder an so genannte Selbständige“. Das Sub-Sub- System garantiert dem Besteller kräftige Einnahmen, wer am Ende der Vergabe-Kette arbeitet, hat verloren. Das trifft nach Einschätzung von mobifair nahezu die gesamte Zustellerbranche, bei einigen Unternehmen, wie zum Beispiel Hermes hat der Fahrer noch dazu sämtliche Kosten für das Fahrzeug zu tragen, wie auch Wallraff bei seinen Recherchen feststellte.

Es wird Zeit, diesen Machenschaften endlich das Handwerk zu legen, sagt Diener. „Wer mit Menschen umgeht, als wären sie Billigware, wer Menschen behandelt, als wären sie Leibeigene, der hat es nicht verdient, als guter Mensch behandelt zu werden“. Unternehmen, die solche Praktiken zulassen, gehören nicht auf den Markt. Er ruft dazu auf, Pakete nur mit Unternehmen zu senden, die ihren Respekt vor Lohn- und Sozialstandards nachweisen können.

 

Links:

 

Originalbeitrag RTL

 

Günter Wallraff bei Stern TV