Das Eisenbahnbundesamt hat seinen Sicherheitsbericht für das Jahr 2018 veröffentlicht. Wie zu erwarten sind die Signalverfehlungen weiter gestiegen. Plus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit 614 Vorbeifahrten an haltzeigenden Signalen wurde erstmals die 600er Marke geknackt. Laut EBA mehren sich die Stimmen in der Bahnbranche, dass „Ablenkung durch vermehrten Einsatz von digitalen Medien“ Ursache dafür seien. Erschreckend, meint mobifair-Vorstand Helmut Diener und sieht insbesondere auch unzureichende Ausbildungen als Grund für dieses Sicherheitsrisiko. Eignung und Befähigung der Lokführer nähmen ab, „da scheinbar für viele Schulen die Quantität des Abgreifens von Bildungsgutscheinen Vorrang vor einer qualitativ hochwertigen Ausbildung hat“.
Ohne einheitlichen Rahmenlehrplan, eine zentrale Prüfungsdatenbank und eine externe Prüfstelle wird das nicht funktionieren. Im Vorfeld ist beim Feststellen der Eignung für eine solche Berufswahl das Anspruchsniveau nicht überall gleich. Auch wenn derzeit viele Lokführer gebraucht werden, darf die Personalgewinnung nicht zu jedem Preis erfolgen. Nicht jeder ist geeignet für diesen anspruchsvollen Beruf in einem Schicht- und Wechseldienst, der eine hohe Aufmerksamkeit erfordert.
Deshalb fordert mobifair, dass die Bundesagentur für Arbeit gewissenhafter und gezielter mit der Verteilung von staatlichen Förderungen für eine Berufsweiterbildung umgeht. Auch das EBA ist gefordert die Ausbildungsschulen besser hinsichtlich der Qualität der Ausbildung zu kontrollieren. „Man lässt mehr Ausbildungsstellen zu, als man kontrollieren kann“, meint mobifair. Da brauche man sich nicht wundern, wenn Lokführer mit Defiziten bei der Qualifikation unterwegs seien. „Man ist gut dabei mitzuhelfen dieses Berufsbild zu zerstören, nur weil ein Missmanagement in Eisenbahnverkehrsunternehmen auf eine gesunde Personalpolitik verzichtet hat. Oder weil der Vergabewahn im SPNV-Markt Unternehmen Aufträge erteilt, die beim Betriebsstart ohne Personal dastehen. Das geht alles besser“, meint mobifair.
mobifair sieht in einem Eisenbahnbundesamt eine wichtige Behörde zur Kontrolle der Einhaltung der Regeln im Eisenbahnverkehr. Dazu muss aber alles zählen. Auch der soziale Arbeitsschutz, der bislang bei den Landesbehörden für Arbeitsschutz oder Gewerbeaufsichtsämtern der Länder angesiedelt ist. Auch das Thema, die volle Verantwortung durch das Erteilen einer Sicherheitsbescheinigung in die Eisenbahnverkehrsunternehmen zu legen, gehört neu überdacht. Bei der Vielzahl der Unternehmen ist das ebenfalls nicht kontrollierbar. Wir bleiben dabei: Zu wenig Kontrollen führen zu unsicheren Zugfahrten und schlechte Ausbildung zu Signalverfehlungen.