Dieser Meinung ist der Betriebsrat der Stadtbus Bad Kreuznach GmbH und zeigte das eigene Unternehmen wegen Körperverletzung und Nötigung an. Laut dem Roten Renner ergab eine Messung durch Dekra eine Temperatur von 44,4 Grad Celsius am Fahrerarbeitsplatz. Mehrere Fahrer hatten gesundheitliche Probleme durch die Hitze. Gespräche des Betriebsratsvorsitzenden und dem Unternehmen ergaben keine Fortschritte.
„Wir sehen diese Anzeige fast wie eine Art Notwehr“, erklärte Reiner Kolb, Mitglied desmobifair-Präsidiums und Präsidiumsmitglied des ver.di – Bundesfachgruppenvorstandes Busse und Bahnenin diesem Zusammenhang. „In der letzten Woche erreichte das Thermometer in Bad Kreuznach bis zu 39,5 °C. Das sind Temperaturen, bei denen es zahlreiche Empfehlungen gibt, keine Arbeit in der Sonne zu leisten, nur Kurzschichten zu fahren etc. Dabei geht es darum, wie Arbeit ohne Gesundheitsschäden erledigt werden kann. In Busunternehmen ist dies schwierig, da die Arbeitsstättenverordnung nicht für fahrendes Personal gilt, es gibt auch keine vergleichbare Regelung, die den Arbeitsschutz der Fahrer regelt.“
In Bussen, aber auch in Straßen- und Stadtbahnen kann der Fahrerarbeitsplatz, wenn er nicht direkt klimatisiert wird, durch die großen Frontscheiben und direkte Sonneneinstrahlung deutlich heißer als die Außentemperatur sein. Deshalb sollten aus Sicht der Gewerkschaft an diesen Arbeitsplätzen gesetzliche Standards verpflichtend sein, die auch die klimatischen Bedingungen berücksichtigen.
ver.di fordert endlich verbindliche Regelungen für solche Arbeitsplätze im ÖPNV, um die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern. Dies sollte auch den Zugang zu sauberen sanitären Anlagen während der Arbeitszeit regeln und ausreichende Pausen zur Erholung umfassen.
„Arbeitsbedingungen verbessern heißt auch, die Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr zu erhöhen.“ ver.di weist darauf hin, dass arbeitswissenschaftliche Untersuchungen immer wieder ergeben haben, dass die Konzentration an Arbeitsplätzen ohne Hitzebelastung besser ist und damit die Sicherheit für die Fahrgäste wächst. Wer den ÖPNV ausbauen will, muss auch die Arbeitsbedingungen der Fahrerinnen und Fahrer verbessern. Sonst wird es keinen Ausbau geben, weil es keine neuen Fahrerinnen und Fahrer gibt.
„Die Fahrerinnen und Fahrer im öffentlichen Personennahverkehr befördern ein kostbares Gut: Menschen, die durch ihre Fahrt mit den ÖPNV ein Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb sollten wir alles dafür tun, dass sie sicher an ihren Zielort kommen. Und dazu gehört, zumindest eine Klimatisierung des Fahrerarbeitsplatzes zur Verfügung zu stellen.“