mobifair legt den Abschlussbericht zu seinem Projekt „Fernbuslinienverkehr – Evaluierung jetzt!“ vor. Ziel des Projektes war es, mit Fakten und Argumenten einem Vorziehen der Evaluation des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) Vorschub zu leisten. Dazu hat mobifair regelmäßige Marktbeobachtungen durchgeführt und das Augenmerk insbesondere auf die Beschäftigungsbedingungen der Busfahrer und die Einhaltung der bestehenden Arbeitszeitregelungen gelegt. Schnell wurde deutlich, dass billig auch gefährlich sein kann.
Das bestätigten auch die Kontrollen der Polizei oder des Bundesamtes Güterkraftverehr (BAG), die in ihren Jahresberichten über eine hohe Anzahl von Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz, aber auch von Missbrauch der Fahrerkarten berichteten. Vorrangig wurden Lenkzeitverstöße oder nicht ausreichende Pausen bemängelt. Nicht selten waren Busse nur mit einem Fahrer unterwegs obwohl zwei notwendig gewesen wären. Auch eine Ablöse unterwegs konnte nicht festgestellt werden. Es gab einen Busunternehmer, der diesen vorsätzlichen Regelverstoß damit entschuldigte, „dass man in diesem Gewerbe kein Geld verdient, wenn man die Vorschriften einhält.“ Immer mehr Busfahrer meldeten sich über die im Projekt eingerichtete Dumping-Hotline bei mobifair und berichteten über allzu lange Arbeitseinsätze und viel zu dichte Dienstpläne. Auch darüber, dass in den Zeiten, in denen man nicht hinter dem Lenkrad sitzt, viel Arbeit zu verrichten ist. Vom Verteilen von Snacks, der Kofferausgabe, der Fahrerscheinkontrolle bis hin zur Reinigung des Busses. Es fehlen Sozialräume an den Busbahnhöfen und der psychische Druck durch die oftmals „realitätsfremden“ Fahrpläne ist nicht zu unterschätzen.
Flixbus hat sich am Markt etabliert und wurde zum Giganten in der Branche. Im Rahmen des Projektes hatte mobifair Kontakt zur Geschäftsleitung und konnte dort seine Feststellungen und Forderungen vortragen. Sicher wurde einiges getan um prekären Busfahrten Einhalt zu gebieten, doch so lange die volle Verantwortung beim Betreiber, also beim Subunternehmen oder beim Buspartner, bleibt, so lange werden die schwarzen Schafe im Markt ihre Fahrer prekär auf Tour schicken. Deshalb bleibt der Gesetzgeber gefordert, den Anbieter stärker in die Pflicht zu nehmen. Wer die Konzession hat, der muss auch dafür sorgen, dass alle Regeln eingehalten werden. Dazu gehören auch gut ausgebildete Busfahrer mit geschützten Sozialstandards.
Wer mehr Kontrollen verursacht, der sollte auch dafür aufkommen. So ist nach Ansicht von mobifair eine Sozialmaut unumgänglich. Der Verein fordert, dass mit dieser Abgabe die notwendigen „Mehr“-Kontrollen bezahlt werden oder zum Beispiel Sozialräume an den Busbahnhöfen finanziert werden sollen. Für den Einsatz der Busfahrer im Fernbuslinienverkehr fordert mobifair eine besondere zertifizierte Zusatzausbildung. Das Berufsbild braucht eine Aufwertung und viel mehr Anerkennung und Beachtung. Letztendlich ist man in einem sicherheitsrelevanten Bereich unterwegs und Konflikten und einem besonderen Stress ausgesetzt.
Im Ergebnis: Der Fernbuslinienverkehr ist ein bedeutender Teil des Verkehrsmarktes geworden. Er sollte nicht Konkurrent sondern Partner der anderen öffentlichen Verkehrsmittel sein. Schiene und Bus können gemeinsam viel für eine Verkehrswende mit lukrativen Angeboten und vor allem im Sinne einer sauberen Umwelt tun. Gemeinsam und nicht durch ein „löchriges“ PBefG in einem nicht fairen Wettbewerbsmarkt.