Mit den Berichten der Vorstände Helmut Diener und Heinz Fuhrmann begann die Arbeitstagung im Rahmen der Mitgliederversammlung von mobifair in Fulda. Dirk Schlömer, der stellvertretende Vorsitzende des mobifair-Präsidiums, eröffnete zuvor das elfte satzungsgemäße Jahrestreffen und konnte neben den versammelten Mitgliedern eine ganze Reihe von Ehrengästen begrüßen.
Das Vorstandsmitglied Heinz Fuhrmann informierte zunächst über die Vereinsentwicklung. Er warf dabei einen Rückblick auf die während der vergangenen Jahre von mobifair erarbeiteten und umgesetzten Projekte und konnte konstatieren, dass ein kontinuierlicher Ausbau von Kompetenz und Professionalität zu vermerken war. Für die Zukunft sei ein Langzeitprojekt geplant, für das diese erarbeiteten Ressourcen sehr gut genutzt werden können, sagte er. Ein Hauptziel des Projekts sei dabei, durch Monitoring und Analysen der Beschäftigungsbedingungen zur Sicherung und Gewährleistung fairer Arbeitsversverhältnisse im Bereich der Beschäftigten in der Verkehrsbranche, beizutragen. Mit einem Überblick über die Recherchearbeit und –ergebnisse von mobifair setzte der Vorsitzende von mobifair, Helmut Diener, den Jahresbericht des Vorstands fort. Als aktuellstes Beispiel nannte er die Fahrt eines Güterzuges von Bremen nach München, bei der mobifair eklatante Arbeitszeitverstöße registrieren musste. So sei der Lokführer 13 Stunden ohne Pause unterwegs gewesen. Bei allen zuständigen Stellen seien Anzeigen gemacht worden, informierte Diener. Doch nicht nur solche „Geisterfahrten“ seien mittlerweile ein Risiko auf der Schiene. Nach Erkenntnissen von mobifair würden in einigen Bereitstellungsbahnhöfen Loks von Lokführern übernommen, die sich häufig nicht mehr persönlich sondern nur telefonisch melden. Bei vielen Lokübergabestellen sei es offensichtlich nicht mehr möglich, nachzuvollziehen, wer sich auf dem Bahngelände bewege. Ausweise oder Berechtigungspapiere würden kaum verlangt. In Zeiten, in denen die EU-Kommission Züge als „Hochrisikoziel“ einordne, ein nicht vertretbarer Leichtsinn.
„Schütze Deine Arbeit“ – der Dumping-Melder von mobifair sowie „Ruf Robin“ – das Helfer-Telefon der EVG waren weitere Themen, über die Diener informierte. Er kritisierte scharf den externen Personaleinsatz und den Verleih von Menschen.
Diener dankte allen Mitgliedern und Helfern von mobifair, und nannte namentlich ganz besonders einige Unterstützer, die Recherchen durch ihren persönlichen Einsatz erst möglich machten.
Auf dem Programm der Mitgliederversammlung standen außerdem die Vorstellung des Jahresabschlusses 2016 und der Revisionsbericht der Rechnungsprüfer. In einer Nachwahl zum Präsidium wurde als Nachfolger des ausscheidenden Christian Horvath (vida) einstimmig Helmut Jeck bestimmt.
Hauptredner der Versammlung in Fulda war Giorgio Tuti, Präsident der Sektion Schiene in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und zugleich Präsident der schweizerischen Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV). Er wurde vom Präsidiumsmitglied Guy Greivelding als ein Gewerkschafter vorgestellt, der „sich auf die Fahnen geschrieben hat, Lohn- und Sozialdumping in Europa zu bekämpfen“. Tuti fand deutliche Worte für die Situation der Beschäftigten im europäischen Verkehrssektor, die all zu oft unter prekären Arbeitsbedingungen leiden. Unter dem Beifall der versammelten mobifair-Mitglieder sagte er: „Es ist an der Zeit, Dinge beim Namen zu nennen. Es geht nicht um umfassende Mobilität, sondern um uneingeschränkte, unbegrenzte Ausbeutung“. Sein Thema war der grenzüberschreitende Verkehr verschiedener Verkehrsträger in Europa. Beispiele aus den Bereichen Luftverkehr, Straße und Schiene machten deutlich, dass der Einsatz gegen Dumpingmethoden immer wichtiger wird. „Die Allgemeinheit zahlt den Preis für unsichere Transporte“, stellte Tuti fest. „Wenn dieser ungeschützte Wettbewerb weitergeht, dann wird es gefährlich“.