mobifair hat sich mit einem offenen Brief an den Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) gewandt und kritisiert darin den Umgang der Organisation mit dem Mindestlohn. mobifair fordert den bdo auf, die verantwortungsvolle Arbeit der Busfahrer zu respektieren und angemessen zu bezahlen. Der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Leonard, sehr geehrte Frau Ludwig, sehr geehrte Damen und Herren,
leider werden immer wieder Vorstöße von Ihrer Seite öffentlich, den Mindestlohn zu torpedieren. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es Ihnen unglaublich schwer fällt, diese gesetzliche Vorgabe zu respektieren. Sei es die Ablehnung der EU-Entsenderichtlinie innerhalb der Transport- und Beförderungsbranche oder die harsche Kritik an der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes zur Entlohnung von Bereitschaftszeiten.
Lieber bdo, was ist falsch daran, Busfahrer gerecht zu bezahlen? Warum ist es so schwer, ordentliche Arbeit zu respektieren und entsprechend fair zu entlohnen? Aus welchem Grund sollen Menschen, die zum Beispiel in Deutschland oder Frankreich arbeiten – auch wenn sie mit ihren Bussen aus den osteuropäischen Nachbarländern kommen – nicht nach geltendem Mindestlohn bezahlt werden? Wenn in einem Land höhere Lohn- und Sozialstandards gelten, müssen diese angewandt werden. Sonst ist das Lohndumping.
Deutschland liegt mit seiner Wirtschaft, seinem Bruttoinlandsprodukt, an der Spitze der europäischen Staaten. Mit der Höhe seines gesetzlichen Mindestlohns allerdings gerade mal auf Platz 7. Auch die ab kommendem Jahr geplante Erhöhung um 34 Cent pro Stunde ändert daran nichts. Und das ist Ihnen immer noch zu hoch? Verdient der Einsatz der Busfahrer in einem für Menschenleben verantwortlichen Arbeitsumfeld, das hohe Konzentration verlangt, keine angemessene Bezahlung? Eine Bezahlung, die nach unserer Ansicht weit über dem Mindestlohn liegen müsste und die keine Aufstockung durch Sozialkassen erfordert. Also gerecht, angemessen und allgemeinverbindlich ist.
Wir können nicht glauben, dass Sie das wirklich so meinen. Wir können auch nicht glauben, dass Ihre Mitglieder, darunter etablierte Traditionsunternehmen, das so sehen. Deshalb appellieren wir an alle 3000 in Ihrem Verband zusammengeschlossenen Unternehmen: Bitte respektieren Sie den Mindestlohn und helfen sie endlich mit, die Ausbeutung zu stoppen.
Im Sinne der Fairness informieren wir Sie, dass wir diesen Brief als offenen Brief verstehen und veröffentlichen werden.