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Busverkehr – Gute Arbeit nicht wertgeschätzt.

Wenn Busfahrer*innen ihre Routen abfahren, geschieht das mit großem Stolz. Zuverlässig und mit einer Routine im Umgang mit dem Fahrzeug und dem Fahrweg, souverän und höflich zu den Fahrgästen. Die Ernüchterung folgt dann am Monatsende, auf dem Gehaltsstreifen. Liegt der Durchschnitt des mittleren Einkommens aller Branchen (Median-Einkommen) hinweg bei rund 3.600 Euro brutto im Monat, liegt das Gehalt der meisten Busfahrerinnen und Busfahrern rund 800 Euro drunter. Ein niedriges Einkommen für eine sicherheitsrelevante und wichtige Arbeit, die meist im Dreischichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr (abzüglich von 24 bis 30 Urlaubstagen) geleistet wird. Eine Familie mit zwei Kindern kann mit dieser Entlohnung keinen Monat überstehen. Das gelingt auch nicht, wenn der Lebenspartner geringfügig dazuverdient. Viele müssen Bürgergeld beantragen, um über die Runden zu kommen.

Toilettenpausen im Sinne des Arbeitsschutzes sind meist nicht drin, da Sozial- und Sanitärräume selten vorhanden sind. Der Fahrplan ist oft viel zu eng bemessen und nimmt auf Umleitungen durch Baustellen, Verkehr und neue Tempo 30 Zonen keine Rücksicht. Den Unmut über Verspätungen bekommen die Busfahrerinnen und Busfahrer direkt vor Ort von den Fahrgästen zu spüren. Beschimpfungen und Beleidigungen sind mittlerweile an der Tagesordnung und selbst körperliche Übergriffe nehmen zu. Eine Wertschätzung für die wichtige Tätigkeit durch die Öffentlichkeit, Fahrgäste wie auch durch die Arbeitgeber selbst ist selten.

Herzlich Willkommen im Fachkräftemangel! Wen wundert es, dass immer mehr Busfahrer*innen keinen „bock auf den Bock“ mehr haben. Laut eines Berichtes des Nachrichtensender n-tv hat bundesweit jede*r vierte Busfahrer*in eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil bei allen Erwerbstätigen liegt bei 14 Prozent. Das Berufsbild Berufskraftfahrer*in schmilzt dahin und wird zum Anlernjob.

Wer hat Schuld?

In erster Linie ist es dieser gnadenlos Unterbietungswettbewerb, der in den meisten Fällen den Billigheimern bei der Auftragsvergabe den Vorzug gibt. In den meisten Ausschreibungen und Entscheidungskriterien spielen Qualifikation, Lohn- und Sozialstandards, sowie Tarifgebundenheit keine Rolle. So heißt es am Ende der Fahnenstange, weniger Lohn sichert den Arbeitsplatz. Dazu sagen wir, „Schämt euch, wer so einen Wettbewerb begleitet ist ein Lohndumper“.

Der Apell:

Es benötigt einen sozial gerechten Mindestlohn, der Sorge dafür trägt, dass man von seinem Gehalt auch vernünftig und ohne Aufstockung leben und eine Familie ernähren kann. Zahlt eure Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anständig und respektiert diese. Wer Leistung nicht bezahlen kann oder will, der hat am Markt keinen Platz. Sprecht auch mal darüber in euren Verbänden, werte Arbeitgeber. An die Politik sei gerichtet, hier die notwendigen Regeln aufzustellen. Blockaden der Parteien, die faire Löhne verhindern, gehört eine klare Absage erteilt. Wenn es ein „Weiter so“ gibt, dann bleiben sonst die Busse stehen, denn besser bezahlte Jobs winken schon in vielen anderen Branchen!