In den vergangenen Tagen wurden Forderungen des niedersächsischen Verkehrsministers Olaf Lies in den Medien laut, nach denen als Folge von außerordentlich hohen Durchfallquoten bei der Lokführerausbildung bei der S-Bahn Hannover, Prüfungen künftig so „niedrigschwellig“ wie möglich anzubieten. Zu schwierige Prüfungen würden „ein Problem bei der Fachkräftesicherung“ darstellen.
In einem Schreiben an Minister Lies stellt mobifair klar, dass genau das Gegenteil erfolgen muss, um einen erfolgreichen Abschluss der Lokführerausbildung zu erreichen. Nur eine qualifizierte und ausführliche Ausbildung durch gute Ausbildungsbetriebe von Eisenbahnverkehrsunternehmen kann auch künftig die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs gewährleisten. Darüber hinaus muss der Beruf des Lokführers mit guten Beschäftigungsbedingungen und wertschätzender Bezahlung attraktiver für mögliche Bewerber werden. Absolventen der Berufsausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und Transport, haben wesentlich bessere Chancen, die notwendigen Prüfungen zu bestehen, als Quereinsteiger mit kurzer „Funktionsausbildung“.
Um die Qualität der Ausbildung zu steigern und damit die Quote der von Ausbildungsabbrüchen oder nicht bestandenen Prüfungen zu senken, fordert mobifair die Politik auf Bundes- und Landesebene zum Handeln auf. „Wir brauchen deutliche qualitative Verbesserungen bei der Zulassung und Kontrolle der Ausbildungsbetriebe, einen einheitlichen Eignungstest und Rahmenlehrplan sowie eine zentrale Prüfungsdatenbank“, so Helmut Diener, selbst Lokführer und mobifair Vorstand. „Dazugehört dann auch die Prüfungsabnahme von einer neutralen und öffentlichen Einrichtung, wie z. B. den IHKen“. Solche Standards sind bei unseren Nachbarländern längst umgesetzt, das wurde bereits von mobifair recherchiert.
Für den Schienenpersonennahverkehr fordert mobifair darüber hinaus, dass die Vorgaben bei Ausschreibungen künftig viel mehr auch die Ausbildungsqualität und Personalgewinnung berücksichtigen. „Die meisten Themen rund um das Thema Personal, von der Ausbildung bis zur Personalstärke wird allzu oft seitens der Aufgabenträger in die Verantwortung der Eisenbahnen abgeschoben. Das böse Erwachen kommt dann später, wenn es plötzlich nicht mehr klappt,“ ,erläutert Dirk Schlömer, Vorsitzender des mobifair Vorstands. „In der Vergangenheit sind da viele Fehler gemacht worden, die zu einem eklatanten Personalengpass geführt haben. Das werden wir nicht von heute auf morgen beheben können. Für uns geht jedenfalls die Sicherheit vor und das erwarten wir auch von der Politik.“