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Fährt die Verkehrswende vor den Prellbock?

Die Aussagen des Bundesverkehrsministers Volker Wissing muten an, wie aus einer anderen, längst vergangenen Zeit. Der Autoverkehr darf sich munter weiterentwickeln, 10 Spuren sollen es dann künftig sein, damit noch mehr LKWs und PKWs freie Fahrt auf deutschen Autobahnen haben.

Abgesehen davon, dass die von Wissjng genannten Zahlen des Güterkraftverkehrs  auf der Straße falsch sind, und der LKW nicht die 10fache Menge der Schiene transportiert, sondern knapp die 4fache Menge, ist auch der Lösungsansatz völlig unrealistisch.
Die Wahrheit ist besorgniserregend. Wenn jetzt nicht endlich alle aufwachen, dann fahren wir die Verkehrswende und damit auch die Klimaneutralität ungebremst vor den Prellbock!

Nur wenn jetzt die Kapazitäten auf der Schiene massiv ausgebaut werden, können wir in Deutschland die Klimawende noch schaffen.
Die bisherige Mobilität kann und darf nicht so weitergehen wie bisher. Warum das nicht geht, ist eine einfache Rechenaufgabe. Würde jeder Verbrenner gegen ein E-Auto ausgetauscht, dann ginge bei uns allen wohl das Licht aus.

Im Jahr 2022 waren rund 48,5 Mio. PKW in Deutschland angemeldet. Die durchschnittliche Fahrleistung liegt bei ca. 10.000 km im Jahr. Bei dem  durchschnittlichen Energieverbrauch eines E-PKW von 20 KWh pro 100 km ergibt sich ein Jahresvolumen von 124 Mrd. KWh elektrischer Energie.
Hinzu kommt der Energiebedarf elektrischer LKW. Die Kilometerleistung im Güterkraftverkehr lag 2022 bei rund 64 Mrd. km. Einen  Verbrauch von 200 KWh pro 100 km angenommen entspricht dies einem Energiebedarf weiterer 128 Mrd. KWh.

Machen wir so weiter wie bisher, dann benötigen wir bei einer reinen Umstellung auf Elektromobilität eine zusätzliche Jahresleistung von 23 Atomkraftwerken oder eine  Strommenge, die für 80 Mio. Haushalten ausreichen würde! Das sind rund zweimal soviele, wie es derzeit in Deutschland gibt.

Damit dürfte klar sein, dass die Lösung nicht die  Straße, sondern die Schiene sein muss. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir alle akzeptieren müssen, dass es ein „Weiter so“ nicht geben kann und darf. Wenn wir von der Politik eine notwendige Weichenstellung erwarten, müssen wir die Wahrheit und Konsequenzen für uns selbst ebenfalls berücksichtigen.