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Das Deutschlandticket – Was kommt auf uns zu?

Es ist beschlossene Sache, das neue Deutschlandticket kommt zum 1. Mai. Doch schon der Namenswechsel vom 49 Euro zum Deutschlandticket wirft erste Fragen auf. Bleibt der Preis bei 49 Euro? Was kann passieren, wenn das Geld nicht ausreicht?

Zunächst einmal begrüßen wir, dass sich im deutschen Verbund- und Tarifwirrwarr endlich etwas ändert, dass es einfacher wird, die „Öffis“ zu nutzen. Die jetzigen Abopreise variieren zwischen rund 50 € bis über 300 € Euro im Monat bei 133 unterschiedlichen Verbünden und verbundfreien Regionen. Verglichen mit allen anderen Ländern der EU ist das völlig aus der Zeit gefallen.

Doch wir haben im vergangenen Sommer erlebt, welche Belastungen durch das 9-Euro-Ticket für das gesamte System und die Kolleginnen und Kollegen entstanden sind.

Nun war es im Sommer sicherlich ein besonderer Anreiz für sehr wenig Geld, das gesamte Land erkunden zu können, aber die Auswirkung auf den täglichen Berufsverkehr sind weitgehend unbekannt. Das neue Ticket trifft auf einen jetzt schon in weiten Teilen überlasteten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit hohem Kostendruck und viel zu wenig Personal. Auch finanziell waren die drei Monate im vergangenen Sommer nicht mit einer dauerhaften Einführung zu vergleichen.

Zumindest die Finanzierung scheint für dieses Jahr gesichert zu sein. Bund und Länder übernehmen je zur Hälfte 3 Mrd. Euro und was noch wichtiger ist, sie zahlen auch mehr, wenn das Geld nicht ausreicht. Doch diese Zusage gilt nur zeitlich befristet.

Folgende Probleme sieht mobifair:

  • Bei dem bestehenden Kostendruck wird sehr oft an einer robusten Personalmenge und guten Beschäftigungsbedingungen gespart. Das führt schon jetzt zum Ausfall von Zügen und Bussen durch ein Abwandern von Beschäftigten in andere Branchen oder mangelhafte Planung. Tarifflucht, ein Aufspalten von Verkehrsleistungen und Vergabe an zahlreiche Subunternehmen gefährdet ebenfalls gute Verkehrsleistungen.
  • Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) lebt von langlaufenden Verkehrsverträgen zwischen 10 bis 15 Jahren mit einem Ausgleich der Verluste. Sind sich die Aufgabenträger nicht sicher, ob sie über diesen Zeitraum die Verträge finanzieren können, dann werden sie das Risiko in künftige Verträge aufnehmen, ggf. Linien ausdünnen oder streichen und auch nur verhalten in einen Ausbau weiterer Angebote investieren.
  • In den Ballungsräumen fahren oft kommunale Unternehmen den ÖPNV. Verluste werden durch die Kommunen getragen. Doch ob die bereit sind, weitere Kosten selbst zu tragen, darf angesichts der öffentlichen Kassenlage bezweifelt werden.
  • Im Ländlichen Raum werden die Busverkehre fast ausschließlich eigenwirtschaftlich betrieben. Das heißt, sie müssen mit den Fahrgeldeinnahmen zurechtkommen. Reicht das künftig nicht mehr aus, dann müssen all diese Leistungen öffentlich vergeben werden. Bei klammer Kassenlage droht die Streichung vieler Linien.

Nicht berücksichtigt ist dabei, dass wir derzeit hohe Kostensteigerungen in allen Bereichen haben, so auch bei den Betriebs- und Personalkosten des öffentlichen Verkehrs. Hinzu kommt, dass es nicht darum gehen kann, den Status quo des öffentlichen Nahverkehrs zu halten, sondern die Kapazitäten verdoppelt werden sollen und gleichzeitig hohe Investitionskosten für einen Umbau zur Klimaneutralität der gesamten Branche anfallen werden.

mobifair sieht also immer noch viele offene Fragen zum neuen Deutschlandticket. Einer der wichtigsten Punkte ist eine robuste Personalausstattung und gute Beschäftigungsbedingungen, denn ohne Personal fahren keine Züge, keine Stadtbahnen und keine Busse. Es wird sich zeigen, ob der Preis von 49 Euro gehalten werden kann. Zu wünschen wäre, dass Bund und Länder Verantwortung übernehmen und in einen umweltfreundlichen und leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr mit Bus und Bahn investieren.

Ein paar Zahlen zum ÖPNV/ SPNV:

  • Bundesregionalisierungsmittel im Jahr 2023: 9,17 Mrd. Euro. Dynamisierung jährlich 3%
  • Fahrgeldeinnahmen bundesweit im ÖPNV 2019 (vor Corona): 10,31 Mrd. Euro.
  • Verlustausgleich von Kommunen für eigene Verkehrsunternehmen: unbekannt
  • Zusätzliche Subventionen durch Kommunen für defizitäre Verkehre bundesweit: unbekannt
  • Bundes- und Landesmittel zum Verlustausgleich des Deutschlandtickets (jährlich bis 2025): 3 Mrd. Euro, Dynamisierung jährlich 3% (Bund und Länder übernehmen in 2023 auch zusätzliche Verluste)
  • Verkaufte 9-Euro-Tickets in 2022: ca. 50 Mio. Tickets
  • Derzeitige Abokunden: ca. 10 Mio.