Auch die Medien erkennen, dass die Lokführerausbildung Lücken aufweist – Helmut Diener, mobifair Vorstand, beantwortet im Interview mit Journalisten offene Fragen zu dieser Problematik und klärt auf.
Im Interview mit Journalisten des ZDF wirft mobifair dem EBA Vernachlässigung vor. Ausbildungsschulen werden viel zu selten kontrolliert. Die Konsequenz: Eine schlechte Ausbildung führt zu unsicheren Zugfahrten und spaltet das Berufsbild Lokführer.
Zulassungen von Schulen sind zu hoch, Kontrollen zu gering.
121 Schulen und 348 Zulassungen von Prüfern – das ist nicht mehr handelbar. Es herrscht ein Durcheinander in der Anwendung der Lehrpläne und der Prüfungsfragen. Es gibt keine lenkende Vorgabe für eine Eignung und Befähigung dieses sicherheitsrelevanten Berufes. mobifair meint: Lokführer müssen gut ausgebildet und nicht produziert werden. Stoppt dieses Geschäftsmodell!
Hinzu kommt, dass im Jahr rund 20 Millionen Fördergelder in Form von Bildungsgutscheinen für die Lokführerausbildung in den Sand gesetzt werden. Denn nur rund 40 bis 50 Prozent der Ausbildlinge sind später auch im Beruf Lokführer tätig. Und davon nicht wenige, die Angst vor dem Beruf haben und unsicher quer durch Deutschland fahren.
Das EBA sieht dabei zu und versteckt sich hinter der europäischen Triebfahrzeugführerscheinverordnung. Das sind nur Mindestnormen. Während alle Nachbarländer die Regeln nach oben korrigiert haben, passiert in Deutschland nichts.
Das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur macht den Spuk mit. Auf ein Anschreiben von mobifair, dass auf die prekären Praktiken der Lokführerausbildung hinweist und eine Änderung der Regelwerke fordert, bekommt mobifair als Antwort eine „Lehrstunde“ über Zuständigkeiten und der Einhaltung von Vorschriften.
„Das Problem wird nicht erkannt und Hilfe wird verweigert“, mahnt Helmut Diener die Politik. „Das ist beschämend, wahrscheinlich wartet man auf einen tragischen Unfall aufgrund unsicherer oder schlecht ausgebildeter Lokführer.“
mobifair meint: Der Königsweg der Ausbildung muss der Eisenbahner im Betriebsdienst bleiben. Nur wer im dualen System ausbildet sollte auch Anspruch auf eine staatliche Förderung haben. Funktionsausbildungen für Quereinsteiger müssen zur Ausnahme werden. Alles andere beschädigt und spaltet das Berufsbild Lokführer.
Es ist wichtig, dass die Medien sich für das Thema interessieren und auch Außenstehende auf die Problematik der Lokführerausbildung aufmerksam machen. So bekommt das EBA hoffentlich einen Denkanstoß.
Am kommenden Montag, den 9. August 2021, wird der erste Kurzbeitrag zum Thema Lokführerausbildung um 14 Uhr im ZDF ausgestrahlt, der auch in der Mediathek abrufbar sein wird. Danach sollen weitere Beiträge folgen.