Es ist kein Geheimnis. mobifair beanstandet den Mangel an gut ausgebildeten Lokführern schon seit Jahren. Das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene unterstreicht das mit der Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit. Danach habe sich der Fachkräftemangel 2019 noch einmal verschärft. Im Jahresdurchschnitt stehen 100 offenen Stellen nur 25 arbeitssuchend gemeldete Lokführer gegenüber.
Die Bahn erlebt einen Aufschwung als klimafreundliches Verkehrsmittel. In Zukunft soll der Transport von Personen und Gütern auf der Schiene noch weiter deutlich steigen, um die Umwelt zu entlasten. Der Bund investiert mehr, die Eisenbahnverkehrsunternehmen sind dabei, die Anzahl der Stellen zu erhöhen, aber es müssen auch die Menschen da sein, die diese Stellen besetzten und die Loks fahren, die den Umschwung herbeiführen sollen. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene aber warnt: „Der Fachkräftemangel hat das Potential, den Aufschwung der kunden- und klimafreundlichen Schiene in Deutschland zu gefährden. Deshalb brauchen wir jetzt auch die Unterstützung der Politik, um mehr Menschen für die Zukunftsberufe in der Schienenbranche zu gewinnen. Der Bund muss sich stärker bei der Ausbildung von Lokführern engagieren“, so Flege.
mobifair unterstützt den Aufruf der Allianz pro Schiene. Bei der Suche nach Lokführern darf aber nicht die Qualität der Ausbildung in den Hintergrund geraten. Es muss eine ausreichende und gute Ausbildung erfolgen. Denn zurzeit ist es so, dass Lokführer nicht gleich Lokführer sind. Zum Teil sind sie unzureichend ausgebildet. Schnell, schnell ist da keine Lösung, auch wenn der Arbeitsmarkt die neuen Kolleginnen und Kollegen dringend benötigt. Ein einheitlicher Rahmenlehrplan, eine zentrale Prüfungsdatenbank und die Prüfungsabnahme durch eine externe Stelle sind dafür grundlegend. Die beste Ausbildung ist der Grundstein für sichere Zugfahrten. Die Aufweichung des Berufsbildes wird sich in Zukunft rächen. Das Ziel muss die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und Transport (EiB L/T) sein. Dubiose Ausbildungsschulen mit dem „Abzocker-Geschäftsmodell Bildungsgutscheine“ dürfen auf dem Markt keinen Platz haben. Bei SPNV-Ausschreibungen muss u.a. ein geschützter Personalübergang und eine Ausbildungsquote festgeschrieben werden. Hier sind auch die Aufgabenträger gefragt.
Die Chancen für einen Verkehrswandel sind da. Jetzt muss konzentriert an einer Umsetzung gearbeitet werden, mit allen nötigen Mitteln, aber nicht um jeden Preis. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und Sicherheit muss gewährleistet sein. Nicht billig billig und schnell schnell, weil man es verschlafen hat, rechtzeitig zu reagieren. Das gilt übrigens nicht nur für Lokführer, sondern auch für viele andere Tätigkeiten auf, an und neben der Schiene.