Massive Kritik an den Praktiken im Bereich Paketdienstleister hat ver.di-Chef Frank Bsirske geübt. Er sagte, dass teilweise „mafiöse Strukturen“ herrschten, in denen ausländische Arbeitskräfte systematisch ausgebeutet würden. Die Gewerkschaft fordert von der Politik, die so genannte Nachunternehmerhaftung einzuführen. Unterstützung kam mittlerweile von der SPD, die ebenfalls die Firmen in die Pflicht nehmen will.
mobifair hat dieses Thema bereits seit längerem auf der Agenda und bezeichnete die Einführung als „längst überfällig“. „Es muss allgemein gültig werden, dass der eigentliche Auftraggeber auch für soziale und faire Arbeitsbedingungen bei den beauftragten Sub-Unternehmen verantwortlich ist. Das trifft nicht nur auf die Paketdienstleister zu, sondern auf alle Firmen, die gerne mit dem Verweis auf Kostengründe Sub-Unternehmen beauftragen“, sagte Vorstand Helmut Diener. Das Problem werde mittlerweile in vielen Wirtschaftsbereichen deutlich, und vernichte massiv ordentliche Arbeitsplätze.
Bsirske hatte angeprangert, dass bei den Zustellern teils Stundenlöhne von weniger als fünf Euro gezahlt würden, bei Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden am Tag. In Thüringen seien Vorfälle bekannt, bei denen den Zustellern die Pässe abgenommen würden, einige würden als Selbstständige beauftragt und müssten sogar für das Lieferfahrzeug bezahlen. Die Paketdienstleister wiesen die Vorwürfe zurück. So erklärte Hermes, dass man es nicht toleriere, wenn Servicepartner gesetzliche Regelungen oder Sozialstandards nicht einhielten.
Helmut Diener sagte, diese Methoden seien zuerst aus der Baubranche bekannt gewesen, mittlerweile würden sie sich aber wie ein Virus weiter ausbreiten. „So lange wie nicht die ursprünglichen Auftraggeber in die Haftung genommen werden, wird das Geschäft mit der Ausbeutung weiter blühen“.