Der deutsche Mindestlohn ist mit 9,19 Euro pro Stunde weiterhin spürbar niedriger als die Lohnuntergrenzen in den übrigen westeuropäischen Euro-Staaten, die alle 9,66 Euro und mehr Stundenlohn vorsehen, in Frankreich erstmals über zehn und in Luxemburg sogar 11,97 Euro. Zu diesem Ergebnis kommt der Mindestlohnbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. In 22 EU-Staaten sind die Mindestlöhne im Mittel kräftig angehoben worden, so der Bericht. Die nominalen Steigerungen seien die zweitstärksten seit 2009 gewesen.
Trotz der aktuellen Erhöhungen sei der Mindestlohn in den meisten Ländern aber noch ein erhebliches Stück davon entfernt, das als existenzsichernd geltende Niveau von 60 Prozent des Median-Lohnes zu erreichen. Das gelte gerade auch für Deutschland, wo der Mindestlohn aktuell nicht einmal die Hälfte des Medianlohns erreicht. Bei 60 Prozent müsste der deutsche Mindestlohn auf annähernd 12 Euro angehoben werden.
„Vierzehn Euro wären notwendig, damit die Menschen von ihrem Einkommen anständig leben können und nicht aufstocken müssen“, kommentiert Helmut Diener von mobifair. Zwölf Euro wären wirklich das Mindeste, was gezahlt werden müsse. Es sei ein trauriges Zeichen, dass Deutschland diese Grenze nicht erreiche.
Nach dem Bericht des WSI lag der der Mindestlohn 2017, dem letzten Jahr, für das internationale Vergleichsdaten vorliegen, bei knapp 48 Prozent des Medianlohns. 12 EU-Länder kamen auf höhere Werte, darunter Portugal, Polen, Großbritannien oder Luxemburg. Weit vorne im EU-Vergleich rangiert Frankreich, wo die Untergrenze bei 61,8 Prozent des Medians liegt. In den westeuropäischen Ländern mit Mindestlohn betragen die niedrigsten erlaubten Brutto-Stundenlöhne mit Ausnahme von Großbritannien und Deutschland mehr als 9,60 Euro. In Belgien müssen mindestens 9,66 Euro gezahlt werden, in Irland 9,80 Euro, in den Niederlanden 9,91 Euro und in Frankreich 10,03 Euro. Den mit Abstand höchsten Mindestlohn hat Luxemburg mit 11,97 Euro.