In Deutschland fehlt nach Ansicht der Gewerkschaft EVG ein verkehrspolitisches Gesamtkonzept. Der Vorsitzende Alexander Kirchner forderte einen „Masterplan Verkehr“, einen Wettbewerbsrahmen, in dem die Politik anhand der Stärken eines jeden Verkehrsträgers vorgeben soll, welche Verkehre wo Priorität genießen. Die derzeitige Diskussion um eine Erhöhung der Bahnfahrpreise, um Investitionen in das Schienennetz zu finanzieren, helfe nicht weiter.
Die EVG kritisiert genau wie mobifair, dass nach wie vor Wettbewerbsverzerrungen zuungunsten der Schiene existieren. Solange Wettbewerber wie Fernbus oder Flugzeug Steuervorteile genießen würden und weiterhin mit Dumpingpreisen um Kunden werben könnten, würde die Eisenbahn durch einen solchen Vorschlag nur verlieren, erklärte der Gewerkschaftsvorsitzende. Im Koalitionsvertrag habe sich die Regierungskoalition verpflichtet die Fahrgast- und Frachtzahlen auf der Schiene bis zum Jahr 2030 verdoppeln zu wollen. Dafür müsse in das Netz investiert werden und dafür würden mindestens sechs bis acht Milliarden Euro jährlich benötigt. Das sei mit einer Fahrpreiserhöhung nicht machbar.
Hier müsse endlich der Bund seiner Verantwortung gerecht werden und für entsprechende Infrastruktur sorgen, meint die EVG.
mobifair-Vorstand Helmut Diener kritisiert das Vorgehen der Bundesregierung scharf. „Es ist seit Jahren das Gleiche. Es bleibt bei vollmundigen Versprechungen, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Entsprechend gehandelt wird nicht“. Im Gegenteil, die Wettbewerbsnachteile der Bahn würden immer weiter zementiert.