Bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen soll künftig in den Ausschreibungen eine Verpflichtung zu qualifizierten Ausbildungen aufgenommen werden, fordert die Verkehrsgewerkschaft EVG. „Dann können nur noch die Unternehmen am Wettbewerb teilnehmen, die selber für Nachwuchskräfte sorgen. Wichtig ist uns dabei, dass die Ausbildungsbedingungen definiert und für alle gleichermaßen gelten. Eine reine Funktionsausbildung, die nur wenige Monate dauert, darf keinesfalls an die Stelle einer umfassenden Berufsausbildung treten“, sagte der Vorsitzende Alexander Kirchner.
Kirchner begrüßte in diesem Zusammenhang die Ankündigungen verschiedener Organisationen im Schienenpersonennahverkehr, Initiativen zu entwickeln um dem Personalmangel im Bereich Eisenbahn entgegenzuwirken.
Die EVG fordere schon seit längerem ein größeres Engagement aller Verkehrsunternehmen. Leider hätten sich die meisten mit dem Verweis auf die Kosten bislang geweigert, Nachwuchskräfte auszubilden. Das räche sich nun.
Der Gewerkschaftsvorsitzende mahnte allerdings: „Es reicht aber nicht aus, sich dabei nur auf Lokführer und Zugbegleiter zu konzentrieren, Mangel herrscht mittlerweile in allen Berufen, so etwa bei den Fahrdienstleitern, im Service, den Werken oder der Instandhaltung“.
mobifair bezeichnet die Forderung als richtig und notwendig. „Durch schlampige Personalplanungen und Auftragsvergaben an Unternehmen, ohne Nachweis des erforderlichen Personals, wurden Tür und Tor für unzureichend qualifizierte und teils prekäre Arbeitsplätze geöffnet. Insbesondere für die Ausbildung der Lokführer sind derzeit fast 150 Ausbildungsschulen tätig, die sich mit dem Geschäftsmodell „Ausbildung finanziert der Steuerzahler“ eine goldene Nase verdienen“, unterstreicht der Vorsitzende des Vorstands von mobifair, Helmut Diener, die Forderung der EVG. Gleiche Ausbildungsbedingungen gibt es nicht und die Kontrollen durch die zuständigen Behörden sind nicht ausreichend. Wer sich im Wettbewerb für die Erbringung von Leistungen bemüht, muss auch das nötige Personal dafür haben. „Wer kurz vor der Auftragsübernahme auf Personal-Abwerbejagd geht, hat den Nachweis nicht erbracht den Auftrag auch erledigen zu können“, so Diener weiter, „Dass die Eisenbahnerberufe immer weniger Interesse finden, liegt wohl auch daran, dass ständig an den Berufsbildern geschraubt wird. Die Belastungen werden immer höher und die Aufstiegschancen immer weniger. Gute Arbeit beginnt mit guter Ausbildung. Eisenbahner zu sein muss wieder etwas Besonderes werden. Es darf nicht noch mehr zum „Job“ verkümmern.“