Wie der aktuelle Sicherheitsbericht des Eisenbahnbundeamtes EBA zeigt, ist auch im Jahr 2017 die Zahl der Fälle, in denen Lokführer Haltesignale überfahren, weiter gestiegen. Insgesamt wurden 543 Vorkommnisse registriert. In 112 Fällen wurde der so genannte „Gefahrpunkt“ mit einem hohen Unfallrisiko erreicht. Damit setzt sich der seit 2014 anhaltende bedenkliche Trend fort. mobifair-Vorstand Helmut Diener kommentiert: „Es ist auffällig, aber auch nicht weiter verwunderlich, dass die Zahlen weiter zunehmen. mobifair stellt bei Recherchen immer wieder fest, dass es teilweise an der Eignung und Befähigung von Lokführern mangelt.“ Gründe dafür sieht er darin, dass es keine einheitlichen Rahmenlehrpläne für die Lokführerausbildung und keine standardisierten Prüfungen vor unabhängigen Gremien gibt. „Das Berufsbild erfordert eine verlässliche und anspruchsvolle Ausbildung und kein Hau-Ruck-Verfahren, um mal schnell Lokführer zu bekommen“.
Auch komme es immer öfter zu Fällen in denen überlange Fahrtzeiten auf der Lok festgestellt würden, so Diener. Das betreffe in erster Linie Personal von „Verleihfirmen“ oder sogenannten selbstständigen Lokführern. Dass hier im Endeffekt die Sicherheit aufs Spiel gesetzt werde, sei leider keine Überraschung mehr. Er beklagt mangelnde Kontrollen im Schienenverkehr und wiederholt die Forderung seiner Organisation nach der Einführung von digitalen Fahrerkarten und Tachographen, um Überprüfungen zu vereinfachen und Verstöße schnell feststellen zu können. Dazu gehören neben Kontrollen der Arbeitszeit auch die Überprüfung der Eignung und Befähigung sowie auch die der Strecken- und Fahrzeugkenntnis von Lokführern. Das gesamte System gehöre auf den Prüfstand: „Viele Züge, viele EVU, viele Lokführerverleiher, viele Ausbildungsschulen, unzureichende Zulassungen, viel zu wenig Kontrollen – dafür immer mehr Signalüberfahrten. Hier stellt sich die Frage: Ist diese Eisenbahn überhaupt noch kontrollierbar und noch sicher unterwegs?“