Günstige Tickets, eine Alternative zur Bahn. Etwas längere Fahrzeiten sind noch hinnehmbar. Klar, zu dem Preis – als Schnäppchen. Gefühlt sind die grünen Busse überall. Doch wo werden Kosten gespart, damit die Tickets so billig verkauft werden können?
Dieser Frage geht ver.di in der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitung „publik“ auf den Grund. Die Überschrift „Das Risiko fährt mit“, lässt schon erahnen, dass es einen Haken an den Angeboten der „Vertriebsplattform“ FlixBus geben muss. Die Sicherheit muss eindeutig hinterfragt werden.
Sie gehören schon zum Alltag, der Anblick der grün-orangenen Busse. Doch was steckt hinter der grellen Fassade. FlixBus dient mittlerweile als Überschrift für einen ganzen Geschäftszweig. FlixBus ist die Plattform, auf der Tickets erworben werden, Linien im Angebot sind und Kunden ihre Reisen planen können. Wer fährt jedoch die Leistungen? Wer bedient die Linien? Wer steckt hinter den Verkehren? Es sind Busunternehmen, die für FlixBus fahren. Subunternehmen, die im Auftrag unterwegs sind. Sie werden Partner genannt, allerdings lässt die Praxis daran zweifeln, dass man sich auf Augenhöhe bewegt.
ver.di verdeutlicht in dem Artikel, dass viele Unternehmen, die mittlerweile für FlixBus fahren, aus dem osteuropäischen Raum kommen. Ein Fahrer aus Polen berichtet, dass er umgerechnet 2,85 Euro die Stunde, den polnischen Mindestlohn, verdient. Dafür fährt er meistens zwölf Tage am Stück. Er muss zusätzlich zum Fahren auch das Gepäck verladen, den Bus sauber machen und die Toiletten leeren. Der rechtliche Rahmen erlaubt den Fahrern aus Osteuropa, dass sie, wenn sie die Grenze überqueren, zwölf Tage am Stück fahren dürfen. Die tägliche Ruhezeit beträgt nur elf statt der üblichen zwölf Stunden und kann überdies zweimal wöchentlich auf neun Stunden verkürzt werden. „Ein Fahrer fährt viereinhalb Stunden, der andere legt sich in die Schlafkoje – so geht das hin und her“, sagt Klaus Schroeter, Gewerkschaftssekretär und Tarifkoordinator in der ver.di-Bundesfachgruppe Bahnen und Busse. „Richtig ausschlafen kann sich auf dieWeise keiner, und dann kommt es leicht mal zum Sekundenschlaf – mit schlimmen Folgen.“ Dass die Europäische Kommission die Ruhezeitenansprüche der Bus- und Lkw-Fahrer noch weiter verringern wollte, sei dabei skandalös, findet Klaus Schroeter. Glücklicherweise habe das EU-Parlament im Juli diesen Vorstoß abgewiesen. Dass er damit endgültig vom Tisch ist, glaubt der ver.di-Mann nicht.
Es gibt noch Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern, gute Arbeitsbedingungen bieten. Doch dies seien die Ausnahmen, betont ein Busfahrer aus dem Ruhrgebiet. Seit FlixBus den Markt bestimme, seien die Bedingungen schlechter geworden. Er könne sich glücklich schätzen, dass sein Arbeitgeber ihn übertariflich bezahlt, dass sie einen Betriebsrat haben und sogar einen Betriebsarzt. Früher wurden bei Stau und Verzögerungen andere Fahrer informiert, die zur Ablösung kamen, doch dass sei heute nicht mehr der Fall.
FlixBus ist seit einiger Zeit auch auf der Schiene,als FlixTrain,unterwegs. Der Aufbau des Verkehrs ist ähnlich. Keine eigenen Waggons, keine eigenen Loks, keine eigenen Lokführer, kein eigenes Fahrpersonal. Der Weg scheint vorgezeichnet zu sein. mobifair beobachtetedie Entwicklung von Anfang an. „Profitmaximierung auf dem Rücken der Arbeitnehmer. Das ist ein hässliches Geschäftsmodell,“ meint mobifair-Vorstand Helmut Diener. Der Mensch muss im Vordergrund stehen. Gute Arbeit ist wichtig und dazu gehören Regeln. Eine Tarifbindung für gute Löhne und anständige Beschäftigungsbedingungen und einen Betriebsrat, der das alles überwacht und Bindeglied ist zwischen beider Interessen“.
Hier geht es zum Artikel in der ver.di-Mitgliederzeitung publik:
Übermüdete Fahrer, Lohndumping und Streikbrecher. Die Plattform für billige Busreisen beherrscht mit ihrem Prinzip Ausbeutung zunehmend den Markt für Fernreisen
Von Gudrun Giese