Nach dem Zugunglück im österreichischen Niklasdorf hat die Gewerkschaft vida kritisiert, dass Lokführer mit einer Menge von Zusatzaufgaben belastet würden. In einem Fernsehbeitrag spricht der Vorsitzende der Organisation, Roman Hebenstreit, davon, dass „Fahren beinahe zu einer Nebenbeschäftigung werde“. Den Lokführern würden immer mehr Aufgaben übertragen die zuvor zum Beispiel Zugbegleiter wahrgenommen hätten. Nach ersten Ermittlungen soll der Lokführer in Niklasdorf trotz eines rot zeigenden Signals zu früh losgefahren sein. Diese Fälle häufen sich, so der TV-Bericht. Im Bereich der ÖBB seien mit 18 derartigen Fällen im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel wie vor vier Jahren registriert worden. Ob die Überlastung mit zusätzlichen Aufgaben Grund dafür ist, ist offen.
Sicher aber ist nach Ansicht von vida, dass die eigentliche Tätigkeit des Lokführers unter dem derzeitigen System leidet. Allein die vielfältigen Kommunikationsaufgaben seien problematisch, so Hebenstreit. „Der Lokführer muss sich um Fahrgastinformation, Überwachung der Situation im Zugabteilung und Hilfe bei Notfällen kümmern. Er hat Zugfunk, Tablet, Diensthandy und die Notsprechstelle. Im Extremfall also vier Quellen um die er sich kümmern muss. Ein enormer Störfaktor“.
vida fordert die Abschaffung der Diensthandys, mehr Zugbegleiter in den Fahrzeugen und eine unabhängige Überprüfung, ob die vielen Zusatzaufgaben zumutbar sind.
Der Sprecher der EVG-Lokführer, Frank Riegler, fordert auch für Deutschland eine neue Belastungsstudie, die unternehmensübergreifend alle Lokführer einbezieht. „Das Thema ist hier kein anderes als in Österreich. Die Arbeit wird nicht weniger, wenn man Berufsfelder aufgibt. Die Arbeit findet dann nur einen neuen Platz, der aber nicht da sein sollte, wo sicherheitsrelevante Aufgaben zu erledigen sind.“ Helmut Diener, Chef von mobifair, geht noch tiefer und bemängelt, dass die „unkontrollierten und unterschiedlichen Ausbildungen zum Lokführerberuf keine Qualifikationsbausteine vorsehen, die auf solche zusätzlichen Belastungen eingehen. Hier geht es um den Aspekt mehrere Dinge tun zu können ohne das Wichtigste zu vernachlässigen.“ Schon deshalb muss das Berufsbild des Lokführers wieder auf das richtige Gleis der hohen qualifizierten Ansprüche gehievt werden und darf nicht länger Opfer von irgendwelchen Schnellbesohlungen durch irgendwelche Ausbildungsschulen werden, die nur darauf aus sind mit Bildungsgutscheinen schnelles Geld zu machen.“ Das EBA bleibt gefordert das alles neu zu überdenken.