Nachdem das Unternehmen „Henry am Zug“, das unter anderem die Zugverpflegung bei der ÖBB betreibt, noch 2015 vom österreichischen „Netzwerk Soziale Verantwortung“ als „Schandfleck des Jahres“ nominiert worden war, hat sich die Lage der Beschäftigten zum 1. Juli 2017 stark verbessert. Ab diesem Datum gilt für Beschäftigte in der mobilen Reisendenbetreuung bei allen Bahnunternehmen in Österreich ein neuer Branchen-Kollektivvertrag, den die Gewerkschaft vida und die Wirtschaftskammer Österreich geschlossen haben.
Beschäftigte, die mit der Bewirtung von Reisenden auf Zügen betraut sind, fallen nun in den Wirkungsbereich des Kollektivvertrags der Eisenbahnunternehmen, nicht mehr in den des deutlich niedriger liegenden Gastro-Kollektivvertrags. Kurz gesagt: Die sog. „Zugkellner“ sind nun tariflich Eisenbahner. Dabei steigt nicht nur die Entlohnung für rund 400 Beschäftigte – davon ca. 350 bei „Henry am Zug“ – und etwa 500 Beschäftigte in Schlaf- und Liegewagen. Das Einstiegsgehalt für gelernte Arbeitskräfte liegt nun im Vergleich zum bisher angewandten Gastro-Kollektivvertrag um 25% höher bei 1761,48 € brutto, das für ungelernte Kräfte um 17% höher bei 1642,65 € brutto. „Der Einsatz ungarischer Kräfte für einen Hungerlohn ist damit nicht mehr möglich“, freut sich vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. „Henry am Zug“ hatte ungarische Kellner zu ungarischen Tarifen bezahlt, obwohl sie auf Zügen in Österreich im Einsatz waren. Auch die Rechtssicherheit bei der Arbeitszeit im Schichtdienst und das Zulagensystem wurden mit dem neuen Kollektivvertrag verbessert.
mobifair gratuliert der Gewerkschaft vida zu diesem Erfolg. Helmut Diener, Vorstand von mobifair: „Grundsätzlich gilt unserer Meinung nach: Wer auf Zügen arbeitet, muss ein Eisenbahner sein. Der neue Kollektivvertrag ist daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Zugkellner werden jetzt endlich wie Eisenbahner behandelt.“