Diese Ausgabe der mopinio wendet sich ganz besonders an alle Lokführerinnen und Lokführer. mobifair will im Rahmen des Projektes „Faire Zugfahrten“ aufzeigen, wie unfaire Wettbewerbsbedingungen und fehlende klare und überall gleich anzuwendende Regeln negativen Einfluss auf die Qualität der Beschäftigungsbedingungen und auch auf die Sicherheit im Bahnbetrieb nehmen. Dabei geht es nicht darum, die Lokführer dafür verantwortlich zu machen, dass unkontrollierte Zugfahrten überhaupt möglich sind; es geht um das System, das so etwas zulässt.
Zulässt, dass es keine Regelung gibt, wie etwa beim Lkw- und Busverkehr, dass die ununterbrochene Fahrzeit auf dem Führerstand 4:30 Stunden nicht überschreiten darf. Dass es keine digitalen Kontrolleinrichtungen auf den Loks gibt und keine Fahrerkarte, die die Eignung und Befähigung des Lokführers aufzeigt. Es wird zugelassen, dass es keine einheitliche Prüfungsordnung gibt und die Prüfungen nicht durch externe Stellen durchgeführt werden. Oder dass vermehrt Leiharbeitnehmer auf den Loks zu finden sind, die mehr oder weniger unkontrolliert unterwegs sind. Es gibt kein internationales Führerscheinregister, mit dem festgestellt werden kann, ob der Lokführer, der in ein Nachbarland wechselt überhaupt die Fahrberechtigung mitbringt. Auch die EVU werden nach Meinung von mobifair zu wenig überprüft und die Deckungssumme für eine Pflicht-Haftpflichtversicherung ist zu niedrig. Ohne klare Regeln werden Lokführer in die Fußstapfen von prekären Fernfahrern treten, die Qualifizierung weiter sinken. Letztendlich mündet alles in die Frage: Wer kontrolliert? Das EBA, das regelmäßig wegen „Nichtzuständigkeit“ die Anzeigen an mobifair zurückschickt? Oder das Gewerbeaufsichtsamt, das darauf hinweist, dass für den Bahnverkehr das EBA zuständig sei. Damit wird schön der Schwarze Peter weitergereicht und bis einer reagiert, ist im wahrsten Sinne des Wortes der Zug längst abgefahren. Wir brauchen von den Gesetzgebern in Europa klare Regelungen und eindeutige Zuständigkeiten. Für diese Forderungen wird mobifair weiterhin kämpfen.