16. Oktober 2013 – Es hat schon einen Sinn, wenn Lenk- und Ruhezeiten vorgeschrieben werden. Der LKW-Fahrer muss Pausen einhalten, sonst droht ihm eine Strafe. Das klingt logisch. Das muss auch so sein. Doch was ist mit dem Lokführer? Fehlende Kontrollen machen die Arbeitszeitvorschriften zur Farce.
In Frankfurt kamen Lokführer der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG zu einer Konferenz zusammen, um über dieses und weitere Themen zu diskutieren. Alexander Kirchner, der Vorsitzende der EVG, machte den Stellenwert der Lokführer in der EVG deutlich und forderte regelmäßige europaweite Kontrollen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr. „Bei der Seeschifffahrt gibt es das schon, dass Arbeitszeit und Heuer kontrolliert werden. Warum soll das nicht auch für die Schiene möglich sein, um prekären Arbeitsbedingungen entgegenzuwirken.
Helmut Diener, Geschäftsführer von mobifair, berichtete in seinem Vortrag über den aktuellen Stand der Recherche im Projekt „grenzüberschreitender Schienengüterverkehr“. An Beispielen machte er klar, wie ernst die Lage in Deutschland ist. „Wenn uns Hinweise erreichen, dass in einem Unternehmen Lokführer als Weicheier beschimpft werden, wenn sie nicht mindestens 18 Stunden Arbeitszeit nachweisen können oder wenn Mitten in Deutschland eine bulgarische Lok auftaucht mit einem Lokführer der kein Wort Deutsch spricht oder wenn in Tschechien ein Lokführer einen Zug übernimmt und in Emmerich von der Lok geht, dann wird das gefährlich auf der Schiene und für das Berufsbild,“ so Diener.
Diese schwarzen Schafe gehören nicht auf das Gleis, sie gehören aus dem Verkehr genommen. Das sind nicht die einzigen Beispiele. „Es kann auch nicht sein, dass ein Lokführer von Aschaffenburg über Passau und Wien bis nach Ungarn fahren muss, dort umspannt und sich mit der Rückleistung wieder auf den Heimweg macht“, fuhr Helmut Diener weiter fort. Diese Vorfälle sind nichts Ungewöhnliches und die Zuständigkeiten der Kontrolle bleiben weiterhin ungeregelt. Die Sicherheit kann so nicht gewährleistet werden. Eine Fahrerkarte muss her, wie bei den Kollegen auf der Straße, jedoch blockiert das Ministerium für Verkehr diesen Schritt. Das ist nicht nachvollziehbar.
Deshalb fordert mobifair, gemeinsam mit den Lokführern der EVG starke Kontrollen der Befähigung und Arbeitszeit, insbesondere im grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr. Ebenso die Einführung einer Fahrerkarte, die die Arbeitszeit, Ruhezeit und insbesondere die Fahrzeit auf dem Führerstand aufzeichnet und fälschungssichere Führerscheine, die nur noch von der zuständigen Behörde ausgegeben werden dürfen. Auch dem Treiben der sogenannten selbstständigen Lokführern will man weiter gemeinsam energisch etwas entgegen setzen.
Alle Lokführer sind aufgerufen mobifair Auffälligkeiten zu melden.
Wenn dubiose Einsätze auffallen, dann bitte das „WER-WANN-WO“ festhalten und melden. Sachdienliche Hinweise – selbstverständlich auch vertraulich – nimmt die mobifair-Zentrale entgegen. 069/27139966 oder info@mobifair.eu oder nutzt einfach das Kontaktformular auf www.mobifair.eu