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Wie lässt sich der Risikofaktor Stress eindämmen?

19. Juni 2013 – Schon seit Jahren weisen unterschiedlichste Studien und Untersuchungen auf eine alarmierende Zunahme psychischer Erkrankungen in deutschen Unternehmen hin. 53 Millionen Krankheitstage im Jahre 2012 gehen darauf zurück, so der „Stress-Report“ der Bundesregierung. Statistiken der Krankenkassen sprechen die gleiche Sprache.

Die jährlich verursachten Kosten arbeitsbedingter psychischer Belastungen beziffern sich laut eines von der Hans-Böckler- Stiftung in Auftrag gegebenen Gutachtens auf fast 30 Milliarden Euro. Der DAK-Gesundheitsreport 2013 beispielsweise spricht bezüglich der Zunahme der Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen gar „von der bei weitem auffälligsten Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen seit etwa 15 Jahren“.

Im Vergleich zu anderen Arbeitsunfähigkeitsursachen, so die zusammenfassende Bewertung der DAK, sei dies eine „beispiellose Entwicklung“. Der Gesundheitsreport 2012 der Barmer GEK bestätigt diese Entwicklungstendenz. Was die Anzahl krankheitsbedingter Fehltage angeht, rangieren laut diesem psychische Erkrankungen nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-System aktuell auf Platz zwei im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. Auch der Fehlzeit-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) spiegelt diese Entwicklungstendenz wider. Gemäß diesem ist die Zahl der psychischen Erkrankungen seit 1994 um 120 Prozent angestiegen.
Allein die Diagnose „Burnout“, so eine Hochrechnung des WIdO bezogen auf die mehr als 34 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland, führte 2011 für mehr als 130.000 Personen zu einer Krankschreibung, was wiederum ein Ausfallzeitenvolumen von insgesamt 2,7 Millionen Fehltagen nach sich zog.
Dementsprechend sehen sich auch immer mehr Personal- und Betriebsräte mit der Problematik konfrontiert. Allerdings besteht große Unsicherheit, das Thema aktiv anzugehen. Lassen sich klassische Risikofaktoren, wie Lärm, Staub, Gefahrstoffe usw. eindeutig identifizieren und kategorisieren sowie entsprechende Handlungserfordernisse, basierend in der Regel auf klar ausformulierten gesetzlichen Grundlagen relativ eindeutig ableiten, so gestaltet sich die Situation bei der Analyse psychischer Belastungen sehr viel schwieriger. Insbesondere die Unbestimmtheit der gesetzlichen Regulierung dieses Problemfeldes im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes erweist sich in diesem Zusammenhang für viele Betriebs- und Personalräte häufig als zusätzlicher Hemmschuh.
Für den Verkehrsbereich wurde eine Handlungshilfe entwickelt, die sich, im Rahmen der Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen, speziell auf die Erfassung psychischer Belastungen in Verkehrsunternehmen bezieht bzw. in ihrer Konzeption explizit auf die Besonderheiten und Erfordernisse der Verkehrsbranche ausgerichtet ist.

In einer von mobifair initiierten Vorstudie im Rahmen des Projektes „Psychische Belastungen am Arbeitsplatz“ wurde dieser Entwurf unter Beteiligung von Betriebsräten, Führungskräften, Fachkräften für Arbeitssicherheit aus diversen Konzernteilen der DB AG sowie der dbgs Gesundheitsservice GmbH hinsichtlich seiner theoretischen sowie praktischen Fundierung einer ersten Vorprüfung unterzogen. Sowohl aus theoretisch-wissenschaftlicher als auch praktischer Sicht ergaben sich dabei zahlreiche Ansatzpunkte für Verbesserungen, Anpassungen und Ergänzungen. Unter Hinzuziehung des Dortmunder Forschungsbüros für Arbeit, Prävention und Politik (DoFAPP) wurde nun die Überarbeitung abgeschlossen und mobifair legt die Handlungshilfe vor.