18. April 2013 – Ganze 3,70 Euro betragen nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat die Arbeitskosten pro Stunde für einen bulgarischen Arbeitnehmer. Kaum verwunderlich also, wenn Bulgaren für vermeintlich fairen Lohn Arbeit im Ausland suchen. Moderne Menschenhändler machen sich die Situation zunutze und „vermitteln“ zu unwürdigen Bedingungen.
Der EU-Durchschnitt liegt laut Eurostat bei 23,40 Euro pro Stunde. Im gesamten mittel- und osteuropäischen Raum allerdings weit darunter: von 4,40 Euro in Rumänien bis zu knapp über zehn Euro in der Tschechischen Republik. Nur Slowenien liegt danach mit 14,90 Euro/Stunde über einem westeuropäischen Mitgliedstaat (Portugal: 12,20 Euro). Die optimistische Prognose der EU-Kommission, dass sich das Lohngefälle zwischen den MOE-Beitrittsstaaten von 2004/2007 gegenüber den westeuropäischen Mitgliedsstaaten verringern würde, hat sich kaum bewahrheitet. Allenfalls im Vergleich mit den europäischen „Krisenländern“, in denen der Sparkurs zu rückläufigen Arbeitskosten führt, stiegen die Löhne prozentual leicht an. Solange sich an dieser Situation nichts ändert, werden weiterhin Maklerfirmen ihren Profit mit der Vermittlung osteuropäischer Arbeitnehmer zu Ausbeuter-Konditionen machen können, urteilt mobifair. Meldungen über in Westeuropa gestrandete Arbeiter, die Sozialdumping ausgesetzt sind oder gar nach geleisteter Arbeit ohne Bezahlung auf der Straße stehen, werden Alltag sein.
Die zugrunde gelegten Arbeitskosten setzen sich aus Bruttolöhnen und -gehältern sowie Lohnnebenkosten zusammen. Die Arbeitskosten pro Stunde für die gesamte europäische Wirtschaft sind zwischen 2008 und 2012 nach Angaben von Eurostat um 8,6 Prozent gestiegen. Deutschland liegt mit einem Betrag von 30,4 Euro/Std weit hinter den skandinavischen Ländern (Spitzenreiter Norwegen mit 48 Euro), den Benelux-Staaten und Frankreich im europäischen Mittelfeld.