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Altersarmut vorprogrammiert

12. September 2012 – Jetzt ist es also amtlich. Das statistische Bundesamt hat die Warnungen von Sozialverbänden und Gewerkschaften vor drohender Altersarmut nun mit Zahlen untermauert. Auch mobifair weist seit langem auf die wachsende Gefahr hin.

Wer heute im Niedriglohnbereich arbeitet, wird nach dem Arbeitsleben mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Armut abrutschen. Da die Bezahlung kaum zum Leben reicht, lässt sich auch nichts fürs Alter zurücklegen. Eine logische Konsequenz, die die Politik bisher weitgehend ignoriert hat. Dem ausufernden Niedriglohnsektor wurde entweder noch Vorschub geleistet oder tatenlos zugesehen. Mit den nun veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hofft der DGB auf einen wachrüttelnden Effekt für die Bundesregierung.

Nach Meinung von mobifair ist eine Reaktion der Politik längst überfällig. Jeder Fünfte Beschäftigte in Deutschland – so die Zahlen der Statistiker – arbeitet heute zu Niedriglohn, das heißt, für weniger als 10,36 Euro Stundenlohn. Die so gennannte atypische Beschäftigung hat sich in den zwanzig Jahren fast verdoppelt, während bei normalen Arbeitsverhältnissen Millionen verloren gingen. Jeder vierte arbeitet mittlerweile mit befristetem Arbeitsvertrag, als Minijobber, Zeitarbeiter oder in Teilzeit. Die Hälfte dieser Erwerbstätigen wird mit Niedriglöhnen abgespeist, bei Beschäftigten in traditionellen Arbeitsverhältnissen ist es aber auch immer noch jeder zehnte, der unterhalb des Normalverdienstes liegt. „Niedriglohn heute bedeutet niedrige Rente morgen“, so der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, bei der Vorstellung der Zahlen. Beschäftigte in der Zeitarbeit zum Beispiel erhalten nach den Erhebungen im Schnitt einen Stundenlohn von 8,91 Euro.

In bestimmten Branchen arbeitet sogar der überwiegende Teil der Beschäftigten für Niedriglöhne – wie etwa im Taxigewerbe, in der Gastronomie oder bei Gebäudereinigern.

Dabei liegt die Zahl der Niedrigverdiener in Deutschland möglicherweise noch höher, denn diverse Bereiche werden von den Auswertungen des Statistischen Bundesamts nicht berücksichtigt. So etwa Kleinfirmen mit weniger als zehn Mitarbeitern oder Betriebe der Land- und Forstwirtschaft.
Der DGB spricht von „einer tickenden Zeitbombe für eine Welle von Altersarmut“ und fordert die Regierung auf, die Blockaden gegen einen flächendeckenden Mindestlohn, die Regulierung der Leiharbeit und die Reform der Minijobs aufzugeben.