11. Januar 2012 – In sieben Bundesländern werden in wenigen Wochen überlange Lastwagen unterwegs sein. Der von Verkehrsminister Ramsauer durchgesetzte Feldversuch gibt grünes Licht für die Transportungetüme – ungeachtet der Warnungen von Verkehrsexperten.
Sicherheitsbedenken der Monstertruck-Gegner wurden vom Bundesverkehrsministerium bisher ebenso ungerührt ignoriert wie die rechtlichen Bedenken gegen die Ausnahmeverordnung, mit der der Feldversuch erst ermöglicht wurde. Ein Gutachten, das die Allianz pro Schiene und die Gewerkschaft EVG in Auftrag gegeben haben, bewertet die rechtliche Grundlage des Feldversuchs als verfassungswidrig, da Bundestag und Bundesrat nicht beteiligt wurden. Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen erwägen ebenso eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wie das Land Baden-Württemberg.
Auch Fragen der Sicherheit sind nach wie vor ungeklärt. „Wenn Gigaliner sich demnächst in einzelnen Bundesländern breit machen sollten, kann es zu schweren Unfällen kommen“, warnt zum Beispiel Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland und stellvertretender Allianz pro Schiene-Vorsitzender. Die Ampelsignale und Schrankenschaltungen der Bahnübergänge in Deutschland seien für die Riesen-Lkw nicht ausgelegt. Die Räumzeiten würden bislang nach der regulären Lkw-Maximallänge von 18,75 Meter berechnet, gibt er zu bedenken.
mobifair befürchtet zudem, dass sich mit dem Einsatz der Monstertrucks die Arbeitssituation für die Lkw-Fahrer weiter verschlechtern wird. „Gesundheits- und Arbeitsschutz sind im Speditionsgewerbe bereits jetzt mehr als schlecht“, sagt Geschäftsführer Helmut Diener. Der enorme Wettbewerbsdruck auf dem Markt zwinge bereits jetzt die Lkw-Fahrer quasi zur Selbstausbeutung. Diener bewertet den Feldversuch als „unsinnig und gefährlich“.
In die Reihen der Kritiker reiht sich auch der Auto Club Europa (ACE) ein. Eine Stärkung des Transportes auf der Straße verringere den Druck auf den Bund, ein vernünftiges Güterverkehrskonzept mit hohem Schienenanteil vorzulegen, urteilen Verkehrsexperten des ACE. Die Zulassung von Gigalinern widerspreche dem Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern.