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Lokführerschein: Kontrolliert endlich!

16. September 2011 – Die Bestellmöglichkeiten im Internet sind schier unbegrenzt – per Mausklick gibt es auch Lokführerscheine. mobifair recherchiert seit über einem Jahr in diesem Graubereich und sucht die Hintermänner. Auch das ZDF hat das Thema jetzt aufgegriffen.

Antrag ausfüllen, Bild einschicken – fertig ist der Lokführerschein. Damit allerdings ist es nicht getan. Mit dem Ausweis allein – ohne die Verbindung mit dem „Beiblatt zum Führerschein“ kommt der „frisch gebackene“ Lokführer nicht weit. Nur hier werden die Berechtigungen und Einschränkungen, die Qualifikationen und Qualifizierungen dokumentiert. Und nur zusammen mit dem Beiblatt und der Unterschrift eines Eisenbahnbetriebsleiters ist der Lokführerschein gültig. Natürlich gibt es, wie mobifair recherchiert hat, auch dafür Bestellformulare im Netz. Und natürlich wird auch damit Missbrauch betrieben. Vor allem: Wer kontrolliert schon groß irgendwelche Unterschriften?

Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, fordert mobifair eine zentrale Kontrollinstanz, die registriert und überprüft, ob die angeblichen Qualifikationen auch der Wahrheit entsprechen. Zwar existiert eine EU-Verordnung, die von der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF) und der Gewerkschaft EVG nach zähen Verhandlungen durchgesetzt wurde, nach der von den Ländern ein zentrales Register für Lokführerscheine eingerichtet werden muss. Das ist nach Ansicht von mobifair aber nicht ausreichend.

„Das zentrale Register für Lokführerscheine muss so erweitert werden, dass alle Berechtigungen dokumentiert werden und damit überprüfbar sind. Und das nicht erst im Jahr 2016, sondern jetzt“, sagt Helmut Diener, Geschäftsführer von mobifair. Er fordert darüber hinaus auch Kontrollen für alle bereits ausgegebenen Führerscheine. „Im Rahmen der Erfassung sollten alle Lizenzen überprüft werden. Gehandelt werden muss schnell, um diesem Missbrauch ein Ende zu bereiten“.

Auch das Prüfungswesen bedarf nach Ansicht von mobifair dringend der Verbesserung. Diener fordert die Einrichtung einer zentralen Stelle, die als einzige die Berechtigung besitzt, Prüfungen abzunehmen. „Auf jeden Fall müssen Prüfungen unabhängig vom jeweiligen Eisenbahnunternehmen vor einer neutralen, offiziellen Einrichtung abgelegt werden, nur dann haben sie auch Wert“, urteilt er. Es gehe nicht an, dass jeder Eisenbahn-Betriebsleiter unkontrolliert Qualifikationen bescheinigen dürfe. „Wir brauchen ein einheitliches Prüfungssystem, zum Beispiel nach dem Muster der IHK“, meint Diener.